Abt Anselm Erb OSB
(1740-1767)
Erbauer der Ottobeurer Klosterkirche


Abt Anselm Erb wurde am 29. Januar 1688 in Ravensburg geboren. Profess legte er am 15. August 1706 ab, zum Priester wurde er am 24. September 1712 geweiht. Er lehrte zu Salzburg zwei Jahre Philosophie, erwarb sich den Doktorgrad in der Jurisprudenz. Darauf wurde er Professor für Kirchenrecht in Freising und Rektor des Lyzeums 1725-1734. In Freising freundete er sich mit dem späteren Abt von Ensdorf, Anselm Desing, an.
In den Jahren 1734-1740 lehrte Anselm Erb als Professor an der Universität Fulda. Am 23. November 1740 wurde er als Nachfolger von Rupert Ness (1670-1740) zum Abt von Ottobeuren gewählt. 

Während seiner 27jährigen Regierung entfaltete er eine sehr segensreiche Tätigkeit auf vielfältigen Gebieten, sichtbarer Ausdruck seines Wirkens ist der Bau der Ottobeurer Klosterkirche, die 1766 geweiht wurde.


Abt Anselm Erb und die
hl. Creszentia von Kaufbeuren


Bei einem Besuch Creszentias in Ottobeuren im August 1741 zeigte ihr Abt Anselm den Kreuzgang, dessen Wandbilder aus dem Alten und Neuen Testament großen Eindruck auf sie machten, wie sie am 13. Oktober 1741 an Abt Anselm schrieb, und die sie veranlaßten, auch im Kaufbeurer Konventbau einen Kreuzweg malen zu lassen. Am 4. April 1742 legte sie dem Abt zum Zeichen ihres Dankes noch ein kleines Heiliggeist-Bild bei.

Abt Anselm stimmte mit Creszentia besonders in der Verehrung des Leidens Christi überein. Zur Fastenzeit 1743 schickte Abt Anselm Sr. Creszentia ein Buch über das Leiden Christi zur Lektüre.

Er unterstützte das Kloster jedoch nicht nur in geistlicher, sondern auch in materieller Hinsicht. „Als sie wieder einmal schwer erkrankte, beauftragte Abt Anselm seinen Arzt, nach Crescentia zu schauen. Diese kurierte sich allerdings am liebsten nur mit Naturheilmitteln, deren Wirkung sie kannte. Ebenso wie das Stift in Irsee schickten auch die Ottobeurer Äbte immer wieder eine Fuhre mit Getreide, das von Crescentia gerne angenommen wurde, weil man es für die Ausgabe von Brot an Arme gut gebrauchen konnte.“ (Karl Pörnbacher: Creszentia Höß begegnen, Augsburg 2001, S. 108).

Im Januar 1744 schrieb Sr. Creszentia den letzten Brief an Abt Anselm. Darin bedankt sie sich noch einmal ausführlich für die ihr und ihrem Konvent erwiesenen Wohltaten. Sie beschließt den Brief mit den Worten: „Es sei meine demütige Bitte, daß meiner, als der Nichtigsten, nicht vergessen werde und ich in der so großen Huld und Gnade mich ferner lasse befohlen sein. Womit so befohlen in euer Hochwürden Huld und Gnade mich und meinen Konvent demütigst in Ergebung in den Gnadenschutz Jesu und Mariä verharren.“ (Briefe von, an und über Creszentia von Kaufbeuren aus der Zeit 1714-1750, hrsg. von Johannes Gatz, Kaufbeuren 1961, S. 97)

Nur drei Monate später, am 5. April 1744, dem Ostersonntag, verstarb Sr. Creszentia.